Es wird zwischen verschiedenen Arten von Myopie unterschieden. Diese werden in Bezug auf den Grad der Beeinträchtigung des Sehvermögens und ihr Auftreten unterteilt. Die einfache Myopie, oder auch Myopia Simplex ist die häufigste Form der Kurzsichtigkeit. Juvenile Myopie steht per Definition für „jugendlich“. Eine Progression einer juvenilen Myopie endet klassisch mit Ende der Schulausbildung und der körperlichen Wachstumsphase um den zwanzigsten Geburtstag. Die hohe Myopie beginnt mit dem Wert von -5.00 dpt und einer Augenlänge von 26 mm. Ab diesen Werten erhöht sich das Risiko einer Augenerkrankung in der Zukunft deutlich. Wenn die Myopie während der Schulzeit ansteigt, spricht man von einer progredienten (fortschreitenden) Myopie. Diese gilt es zu kontrollieren. Das Spektrum zur Kontrolle der Myopie reicht von Spezialbrillengläsern und Kontaktlinsen bis hin zu der Therapie mit speziellen Augentropfen. Welche Methoden für Kinder sinnvoll oder überhaupt möglich sind, lesen Sie nachfolgend. Wird eine Kurzsichtigkeit gut behandelt (Stichwort Myopiemanagement), erhöhen sich die Chancen, das Fortschreiten der Myopie gut zu kontrollieren.
Bei der angeborenen Myopie, wie es der Name schon vorgibt, liegt bereits bei der Geburt eine Kurzsichtigkeit vor. Eine angeborene Myopie wird meist mit in das Erwachsenenalter genommen, kann sich dann zu einer sehr ausgeprägten Myopie entwickeln und weist auch pathologische Veränderungen auf. Die Myopie Kontrolle bei infantiler Myopie ist wenig erforscht und wahrscheinlich auch weniger effektiv, da sie weniger von äußeren Umwelteinflüssen, Lebensstil und falschen optischen Abbildungen beeinflusst wird. Genetische Erkrankungen und ein hoher Augendruck müssen in der Diagnose ausgeschlossen werden. Angeboren ist die Myopie allerdings selten. Diese kongenitale oder infantile Myopie ist von Geburt an präsent, hat unterschiedliche Gründe und bleibt normalerweise auch in der Kindheit bestehen.
Obwohl mit der juvenilen Myopie die Myopie in der Jugend beschrieben wird, werden heute schon Kinder im Alter von sechs Jahren miteinbezogen. Eine Progression der juvenilen Myopie endet klassisch mit dem Mitte der Schulausbildung und der körperlichen Wachstumsphase um den zwanzigsten Geburtstag herum. Deshalb wird in diesem Zusammenhang oft von Schulmyopie gesprochen. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Dauer der Progression verlängert. Gemeint sind Jugendliche Mitte zwanzig. Streng genommen ist das Myopie Management hauptsächlich für diese progressive Schulmyopie in der Wachstumsphase ausgelegt und wirksam. In dieser Zeit wird mit Myopie-Kontroll-Therapieoptionen versucht, dass Längenwachstum der Augen zu verlangsamen.
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um das stetige Fortschreiten der Myopie und der damit einhergehenden Sehverschlechterung entgegenzuwirken. Hier sehen Sie einen Überblick der Möglichkeiten. Bei Kindern können keine invasiven Eingriffe vorgenommen werden; dennoch sehen sie hier eine Reihe von Optionen, um einer Myopie-Progression entgegenzuwirken.
Das kindliche Auge wird durch einfallende Lichtstrahlen hinter der Netzhaut angeregt, in die Länge zu wachsen. Je weiter dieser Prozess voranschreitet, umso höher fällt die Kurzsichtigkeit aus. Spezielle Kontaktlinsen sollen dieser Entwicklung entgegenwirken. Die Linsen funktionieren so, dass durch sie nicht nur im Zentrum scharf gesehen werden kann, sondern der Fokus des Auges auch auf unscharfe Punkte in der Peripherie gelegt werden kann. Für das Tragen von Kontaktlinsen gibt es kein Mindestalter, da Kontaktlinsen aber eine besonders gute Hygiene und Pflege benötigen, sind Spezial-Kontaktlinsen eher etwas für reifere Kinder.
Atropin-Augentropfen werden aus Nachtschattengewächsen wie zum Beispiel der Tollkirsche gewonnen. Ursprünglich wurde Atropin dafür eingesetzt, um den Augenmuskel vor einer Augenuntersuchung temporär zu lähmen. Laut aktuellen Studien gibt es außer einer erweiterten Pupille keine Nebenwirkungen und die Tropfen helfen sehr gut dabei, die Kurzsichtigkeit auszubremsen. Noch ist die Therapie in Deutschland aber nicht zugelassen und die Kosten müssen von den Eltern selbst übernommen werden.
Sogenannte Ortho-K (kurz für Orthokeratologie-Nachtlinsen) sind formstabile Kontaktlinsen, die bewirken, dass während des Schlafes der zentrale Teil der Hornhaut geformt wird. Bei Weglassen der Linsen ist nach spätestens zwei Wochen der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Der Vorteil: die Brille tagsüber fällt weg. Allerdings ist auch bei dieser Variante eine gewisse Reife des Kindes erforderlich, da eine gute Hygiene und Handhabe der Linse wichtig sind, um Infektionen in der Hornhaut zu vermeiden.
Die Einstärkenbrille ist die konventionellste der Methoden und klassisch mit Zerstreuungslinsen ausgestattet, wodurch sich die Lichtstrahlen exakt im Zentrum des Sehens bündeln lassen. Im Zentrum gleicht eine Einstärkenbrille die Fehlsichtigkeit optimal aus, sie hilft aber nicht dabei einer Verschlechterung der Kurzsichtigkeit entgegenzuwirken, da Einstärkenbrillen nur im Zentrum, aber nicht in der Peripherie der Netzhaut die Fehlsichtigkeit korrigiert. Mittlerweile gibt es aber Brillengläser, die sogenannte Defokus-Segmente auf der Glasoberfläche eingelassen haben. Dadurch entsteht etwa einen Millimeter vor der Netzhaut eine zweite Bildebene im Inneren des Auges. Von dieser zweiten Bildebene innerhalb des Auges gehen Forscherinnen und Forscher aus dass die Myopieprogression verlangsamt wird, wenn Spezialgläser zum Einsatz kommen. Diese Gläser sind von herkömmlichen Einstärkengläsern nicht zu unterscheiden. Sie sind ästhetisch, bieten identische Eigenschaften hinsichtlich der Sehschärfe und vermindern jedoch das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit.
Bei Kindern wird Kurzsichtigkeit meistens mit einer Brille korrigiert, zu deren Stärkenberechnung die Netzhautmitte als Fokuspunkt angesetzt wird. Diese Methode ist bekannt, es lohnt sich aber, sich mit der Beschaffenheit des Brillenglases und neuester Technologie zu beschäftigen. Es gibt spezielle Brillengläser, die die Myopie-Progression verlangsamen sollen. Im Hintergrund muss man verstehen, wie eine Brille überhaupt funktioniert. Das Einstärkenglas „rückt“ die scharfe Abbildung (welche bei einer Kurzsichtigkeit nicht im Fokus liegt) wieder auf den Bereich des Zentrums der Netzhaut. Die Fehlsichtigkeit wird im Zentrum optimal ausgeglichen, in der Peripherie kommt es aber zu einer Überkorrektur.
Dieser Zustand wird „hyperoper Defokus“ genannt und Forscherinnen und Forscher vermuten, dass das Längenwachstum des Auges erst recht angeregt wird, was das Fortschreiten der Myopie fördert.[1] Die Forschung ist mittlerweile so weit, dass es Brillengläser gibt, die sogenannte Defokus-Segmente auf der Glasoberfläche eingelassen haben. Diese Gläser sind von herkömmlichen Einstärkengläsern nicht zu unterscheiden, korrigieren aber den hyperopen Defokus und bilden im Auge eine neue zweite Bildebene ab, den sogenannten myopischen Defokus. Wissenschaftler gehen davon aus, dass wenn dem Auge eine scharfe Abbildung und eine zweite myopische Bildebene angeboten wird, dass das Auge dann nicht mehr so stark in die Länge wächst.
Damit kann die Myopie zwar nicht geheilt, aber es kann sichergestellt werden, dass die Fehlsichtigkeit bestmöglich korrigiert und das Fortschreiten des Myopie-Verlaufs verlangsamt wird. Der Hersteller Hoya deklariert eine signifikante Verlangsamung der Progression (gegenüber herkömmlichen Einstärkengläsern) und belegt diese Aussage mit entsprechenden Studien. Das British Journal of Ophthalmology veröffentlichte eine Studie mit 160 Kindern im Myopie-Forschungsinstitut an der Politechnischen Universität in Hongkong. Die Studie erstreckte sich über zwei Jahre. Kinder, die am Ende der placebo-kontrolllierten, randomisierten Doppelblindstudie die MiYOSMART-Brillengläser der Firma Hoya trugen, zeigten, dass sich das Fortschreiten der Myopie deutlich verlangsamt hatte.[5] Die Brillengläser sind zwar etwas teurer als normale Einstärkengläser, um die Myopie-Progression verlangsamen zu können, muss aber der myopische Defokus dauerhaft angeboten werden und das funktioniert mit Hilfe der defokussierenden Technologie.
niedergelassener Augenarzt und Myopie-Experte
Dr. Hakan Kaymak ist Augenarzt, Augenchirurg und leitender Operateur der Breyer, Kaymak & Klabe Augenchirurgie für den Bereich Netzhaut-, Makula- und Glaskörperchirurgie. Sein Therapiespektrum umfasst Laserbehandlungen, innovative Kombinationstherapien und minimalinvasive Operationen sowie die Vorsorge und Behandlung von Kurzsichtigkeit bei Kindern. Er hat Erfahrung aus mehr als 45.000 Operationen.
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